So stellt der Autor fest, dass Entscheidungen den Osten betreffend vor allem von westdeutschen Männern getroffen werden, obwohl vier der fünf Regierungschefs zwischen Ostsee und Erzgebirge eine ostdeutsche Biografie haben. Westdeutsche Beamte nennt er eine Kolonistenbewegung, die nicht nur eine Kolonialisierungs-, sondern auch eine Kultivierungsaufgabe hätten.

So werde der Osten vom Westen als eine Art Bad Bank diffamiert, in die man alle gesellschaftlichen Probleme auszulagern meint. Der Westen hingegen betrachte sich als die Norm, der Osten sei abnormal. „Der Osten erscheint nur als Geschwür am Körper des Westens“, lautet die Diagnose des Autors.
 

Oschmann: Sachsen wird als „Osten des Ostens“ wahrgenommen

 

Sachsen komme dabei noch einmal eine Sonderrolle zu, denn bei Oschmann ist der Freistaat im Westblick der „Osten des Ostens“. Wenn über den Osten im Westen berichtet werde, dann meist über Sachsen. Hier komme alles zusammen, was man als abstoßend empfinden könne: Alle seien bei der Stasi gewesen, alle seien gedopt gewesen, alle seien rechtsextrem, und alle sprächen diesen ungeliebten Dialekt. „Was ist das für ein Land, in dem Menschen ihre Sprache und ihre Herkunft verleugnen müssen?“, fragt der Autor. Und wer mit ostdeutscher Herkunft überhaupt als Deutscher wahrgenommen werden wolle, dem bleibe ohnehin nichts anderes übrig, als ins Ausland zu gehen.
 

Kritikern macht es Oschmann damit leicht, denn die vielfach vorgetragene pauschale Kritik am Westen ist kaum anders, als das, was der Autor den Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft vorwirft. Sie beanstanden den Tonfall seines Buches, sagt Oschmann am Samstag in Plauen und spottet, man störe sich nicht daran, dass man im Osten weniger verdiene und ausgegrenzt werde, sondern wie man darüber rede. Der „Freien Presse“ sagt er im Anschluss der Veranstaltung, natürlich habe sein Pauschalurteil auch eine strategische Funktion. „Mein Buch soll den Westen empören“, begründet er.

Das hat er wohl auch geschafft. In Plauen hingegen erntete der Autor vor allem zweierlei: Nickende Zustimmung und viel Beifall.